Das Kloster Doberan und die Rolle der Zisterzienser sind bedeutsam für Glashagen. Der Ort wurde vom Kloster gegründet und gehörte diesem bis zur Reformation.
Idee und Mittel zur Kolonialisierung
Das Hauptstreben der Eroberer der deutschen Wendenländer im 11. und 12. Jahrhundert ging dahin, den von ihnen bewohnten östlichen Landesteil, der seit Jahrhunderten das Augenmerk der deutschen Kaiser gewesen war, endlich deutsch zu machen. Das hieß neben der Unterwerfung der wendischen Fürsten eine deutsche Eigentümlichkeit und Gewohnheit auf die Bewohner zu übertragen. Das durchaus streitbare Volk der Wenden (auch Slaven genannt) mit mehreren Stämmen im Nordosten beheimatet, hielt lange Zeit den vielfachen Eroberungsversuchen stand. Allein mit roher Gewalt war die Eroberung nicht gelungen. Etwas Neues mußte her. Die Eroberung des Wendenlandes erfolgte diesmal durch die Besiedelung in Einheit mit der Christianisierung.
Der Sachsenkaiser Heinrich der Löwe hatte den Willen und die Macht zur Umsetzung eines solchen Vorhabens. Nach seinem Plan sollten zwei geistliche Stiftungen zu diesem Zwecke dienen, nämlich der Johanniterorden und die Zisterzienser. Die Rechnung ging nach mehreren in der Vergangenheit fehlgeschlagenen Versuchen endlich auf. Mecklenburg verdankt diesen beiden Orden die Verbreitung des christlichen Glaubens und größtenteils die Umwandlung in ein deutsches Land.
Der letzte wendische Fürst in unserem Land, war der Wendenfürst Pribislav, ein Heide. Er war von Heinrich dem Löwen, nach der Eroberung des Landes, als Verwalter wieder eingesetzt worden, nachdem sein Vater, der Stammvater des Wendengeschlechtes Fürst Niclot, von Heinrich im Kampf besiegt wurde und gefallen war. Nun mag es Überlebenswille des besiegten Pribislaws oder die Überredungskunst des Zisterzienserbischofs namens Berno gewesen sein, die Pribislav vom christlichen Glauben überzeugte und dieser im Jahr 1166 im Kloster St. Michael in Lüneburg in die christliche Taufe einwilligte. Mit dieser Handlung, von Berno selbst vorgenommen, war der Übertritt des Wendenfürsten Pribislav zum Christentum vollzogen. Die Verbindung dieser beiden Männer sollte sich äußerst segensreich auf die Christianisierung und die Kolonianisierung Mecklenburgs auswirken.
Bald nach seiner Taufe entschloss sich der Obotrietenfürst Pribislav auf Anregung Bernos 1171 ein Zisterzienserkloster zu gründen und mit Mönchen aus Amelungsborn zu besetzen. Eine große Gottgefälligkeit des Landesfürsten, von der man sich dazumal persönliches Seelenheil versprach. Die Erlangung des Seelenheils war „die“ Motivation, die sehr bald zu den großzügisten Überlassungen großer Landgebiete einschließlich der dort befindlichen Dörfer führen sollte. Eine erhebliche wirtschaftliche Ertüchtigung und Machterweiterung des Klosters die sein Gedeihen sicherte.
Fürst Pribislav, stattete das Kloster unmittelbar nach seiner Gründung unter anderem mit den Dörfern Althof, (dem Ort des ersten Klostersitzes), Parkentin, Wilsen, Doberan, Hohenfelde, Stülow, Kröpelin und Reddelich aus.
An dieser Stelle mag eine Beschreibung der schwierigen aber gleichwohl spannenden Ereignisse der unmittelbaren Entstehung des Kloster, seiner Fähigkeiten und Ausstrahlung auf unsere unmittelbare Heimat und deren weitere Geschichte angebracht sein.
Die erste Gründung eines Klosters in Althof
In Althof, dem ersten Gründungsplatz, befand sich der fürstliche Wendenhof Doberan mit allen Prädikaten wendischer Kultur, ein damaliges Glaubenszentrum. Hier hatte ein bedeutendes überregionales Götzenbild des Wendenfürsten Radegast gestanden. So war es symbolisch, daß Pribislav selbst es war, der dieses, sein bisheriges Heiligtum stürzte und seine Reliquien rücksichtslos zerstörte. Demonstrativ hier wurde das erste Kloster im Jahr 1171 gegründet. Eine Gruppe von zwölf Mönchen, geführt durch den Abt Conrad, traf nach langem Marsch aus dem im Weserland gelegenen Mutterkloster Amelungsborn in Althof ein. Getreu der Satzung des Ordens mussten zu einer Klosterneugründung ein Bethaus, das Speisehaus, eine Herberge für Gäste und ein Pförtnerhaus vorhanden sein. Wieder hatte Pribislav diese ersten Siedlungbedingungen zur Unterkunft der Ankömmlinge selbst getroffen. Man widmete das Kloster der Heiligen Jungfrau und dem Heiligen Sankt Nicolaus, dem Schutzherren der Seefahrer. Woizlawa, der Gemahlin Pribislavs wurde nicht nur der Schutz des Klosters anvertraut, ihr kann sogar erheblicher Einfluß auf das Ganze zugesprochen werden. Laut einer Grabinschrift sogar die Beeinflussung ihres Gatten Pribislav zur Klostergründung.
Die Umgebung bot dem jungen Konvent günstige Voraussetzungen zur beabsichtigten Entfaltung. Das dünn besiedelte Land war, mit dem nahen Doberbach, reich an Wasser und fruchtbarem Boden. Die Rodung und Trockenlegung des Unlandes und das Vorhandensein von Bächen waren der Anlage von Wassermühlen und Fischteichen dienlich, die Nutzung des ausgesprochen problematischen Baugrundes zur Errichtung einer komplexen Klosteranlage wurde beherrscht. Die schließlich heute noch zu bestaunenden Ausmaße des Münsters entstanden in zügiger Folge und sind, obwohl nicht mehr vollständig, und sind noch heute ein beredtes Zeugnis von Können und Wagemut. Alles entsprach den Wünschen und idealen Voraussetzungen der Zisterzienser. So entstanden unter Hinzuziehung einer Schar von Laienbrüdern in rascher Folge die Einrichtung sogenannter Grangien mit sehr erfolgreicher Feldwirtschaft und Viehzucht. 1177 schenkt Fürst Pribislav dem Kloster die Dörfer Althof, Parkentin, Wilsen, Doberan, Hohenfelde, Stülow, Reddelich und Kröpelin. Fürst Borwin I. fügt diesem Besitz im Jahr 1192 noch die Dörfer Stäbelow, Ivendorf und Brusow hinzu. [65]
Jedoch auf auf diesem Platz lag kein Segen, im wahrsten Sinne des Wortes: Die Landesherrin, Fürstin Woizlawa starb ein Jahr nach der Gründung des Klosters und wurde in der kleinen Klosterkirche beigesetzt. Pribislav, auf der Rückreise aus dem heiligen Land, starb auf einem Turnier in Lüneburg im Jahre 1178. Ein tragischer Unfall, geschehen durch einen Lanzenstich in den Kopf. Es mögen auch diese Umstände neben der aus wendischer Sicht Entweihung eines heiligen Ortes gewesen sein, die unmittelbar darauf im Jahr 1179 zu dem grausamen Vernichtungsschlag auf das Kloster führten. Der unversöhnlich gebliebene Teil kampfbereiter Wenden, angeführt von einem ehemaligen nicht christianisierten Stammesfürsten zerstörte Alt Doberan restlos und 78 Insassen fanden den Märtyrertod. So heißt es in einer frühen Schrift:
Nach dem Tode Pribislav´s, am 30. December 1178, erhoben sich die Wenden noch einmal in schnaubendem Grimme gegen das Christenthum, verwüsteten am 10. November 1179 den jungen Weinberg des Herrn und erschlugen hier zu Alt-Doberan 78 Bewohner des Klosters. Es sollte in diesem Gebiet das letzte Aufbäumen wendischen Widerstandes bleiben.
unbekannter Autor
Die zweite Gründung des heutigen Kloster in Doberan und die Entfaltungskraft der Mönche.
Nach diesem vernichtenden Schlag gegen die Christianisierung haben die Zisterzienser, wie wir wissen nie ihr eigentliches Ziel aus den Augen verloren. Bereits sieben Jahre später erreichte eine neue Bruderschaft der Zisterzienser aus dem Hauptkloster Amelungsborn das einmal erwählte Klostergebiet. Ein Platz, etwa drei Kilometer nördwestlich des zerstörten Althof in alter Zeit als Villa Slavica Doberan bezeichnet, wurde für geeignet erklärt. Nach Zisterzienserbrauch und Gründungsstatut wurde die Ankunft des Konvents und der begleitenden Mönche vorbereitet.
Um die Wahl des Platzes und die Namensnennung ranken sich einige Legenden: nach einer Deutung stieß ein aus der Dickung aufsteigender Schwan (späteres und heutiges Wappentier) einen, dem wendischen Wort dobre (gut) ähnlichen, Laut aus. Die auf einer Platzsuche befindliche fürstliche Abordnung nahm dieses Zeichen als gutes Omen an.
Allemal wird der Nähe des schon erwähnten Doberbaches den Ausschlag für die Standortwahl gewesen sein. Ein solches Gewässer war bei den Zisterziensern an allen Klosterstandorten Bedingung. Dieser mit ausreichender Geschwindigkeit fließende und zudem gutes Wasser führende Bach wird Namensgeber gewesen sein. Gleichviel, es war die Entscheidung für die Entstehung eines der bedeutensten europäischen Klöster gefallen. Damit war zweifellos der Anfang für die spätere überregionale Bedeutung dieses Ortes uns der ganzen Gegend gemacht. Mit der Gründung dieses Klosters durch die Zisterzienser-Mönche begann eine Zeit der großen Fortschritte des Landes.
Von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung des Klosters Doberan und vor allem für die rasche Besiedelung war die im Jahr 1218 erteilte Erlaubnis zum Heranführen von Siedlern. Die dazumal keinesfalls übliche Freiheit zur Ausübung jeglicher Handwerke und die anfängliche Steuerfreiheit waren diesen Siedlern von Anfang an gegeben und beförderte natürlich den raschen Erfolg.
Im Zuge der Veränderung des neuerworbenen Landes erfolgte eine Umstruktuierung der sehr einfachen, wenig gewinnbringenden, wendischen Landwirtschaft. Einen Technologie-Schub in der Bodenbearbeitung bedeutete der Pflug, den die Siedler einführten und der die Bearbeitung des ertragreicheren schweren Bodens überhaupt erst ermöglichte. Es entstanden, neben dem eigentlichen Wirtschaftshof des Klosters selbst in seinem Umfeld einzelne Höfe, die oben schon erwähnten Grangien, neudeutsch etwa eine Konzentration der Produktionsmittel, begleitet von ersten Arbeitsteilung und Spezialisierung. Hier betrieb man eine Art Musterwirtschaft für den Landbau des Mittelalters, mit zweifelloser Ausstrahlung auch auf das kleinbäuerliche Umfeld. Die Dörfer waren Teil des komplexen Systems Zisterzienser-Kloster. Man verstand sich neben dem Ackerbau und der Viehzucht auch exzellent auf den Wasser- sowie Brunnenbau und die Teichwirtschaft. Besonders die gezielte Fischzucht zur Deckung des Bedarfs an fleischlosen Fastenspeisen erreichte man durch den Bau der noch heute in Betrieb befindlichen Teiche in Parkentin. Der Obst-und Gartenbau bis hin zum Weinbau im Quellental und die Imkerei wurden erfolgreich betrieben. Auf den Grangien wirtschafteten, also säten, pflügten, düngten und droschen in den frühen Jahren die klosteransässigen sogenannten Laienbrüder zunächst selbst. Die in der Folge vermehrt entstehenden großen Höfe forderten weitere Arbeitskräfte die aus der Bauernschaft des Umlandes und zum Teil aus der getauften wendischen Bevölkerung kamen. Zu späterer Zeit, nach der Reformation und erfolgeter Sekularisierung waren es auch zu Diensten verpflichtete Bauern der Dörfer der Umgebung die solche Höfe bewirtschafteten.
So wurde aus der dem Zisterzienserkloster geschenkten Wüstenei und den eifrigen Siedlern ein blühender Landstrich voller deutscher Dörfer. Die zu dieser Zeit vorgefundenen kleinen Wendendörfer lagen weit genug auseinander, um zwischen ihnen die neuen Siedlungen bauen zu können. Wendische Dörfer wurden vielfach erweitert und deren Bevölkerung schrittweise in die Dorfgemeinschaften einbezogen. Generell brachten die Siedler die besseren Methoden eines erfolgreicheren Ackerbaus und der Viehzucht mit und man erreichte zusammen mit dem positiven Einfluss der Mönche entscheidende Verbesserungen auf allen Gebieten.
Auch alle Handwerke, besonders solche, die zur Unterstützung und Ergänzung der Landwirtschaft dem Betrieb von Ziegeleien, Wassermühlen, Schmieden, Webereien Imkerei und Fischzucht dienten, wurden von den Mönchen und den Laienbrüdern beherrscht. Über alldem herrschte die Abtei. In ihr planten, führten und kontrollierten Mönche arbeitsteilig und planmäßig das Geschehen. Die Klöster waren eigenständige funktionierende und gewinnbringende Wirtschaften mit erheblicher Entwicklungskraft.
Auch für den gleichzeitig im Land ansässigen wendischischen Adel waren solche Vorbilder Grund genug sich dieser Fähigkeiten zu bedienen, indem man hier und da Mönche auf seinen z. T. maroden Höfen gewinnbringend einsetzte.
Der Bau der Kirchen zur Verbreitung und Festigung des Glaubens
Gleichzeitig mit der Besiedelung betrieb man die Christianisierung des Landes . Die Festigung des christlichen Glaubens betrieben die Mönche mit Eifer. Planmäßig brachte man Kirchenbau in den Dörfern voran und Mönche des Klosters waren die ersten Prediger. Gern setzte man sie auf einen Hügel der die Umgebung beherrschte. Die Kirchhöfe legte unmittelbar neben die Kirchen. Zwar galt die Auffassung alles worüber die Glocken gehen ist heilig, trotzdem war der Kirchhof oft ein Ort abergläubischer Scheu.
Häufig wurden die Kirchen unter Vorbedacht auf Plätzen errichtet, auf denen sich ihre Götzenbilder befanden und die den vormaligen heidnischen Menschen heilig gewesen waren. Die Symbolkraft bei so einer Platzwahl war verständlicherweise sehr stark. Die Botschaft war: Seht her, Christen fürchten nicht den Zorn eurer Götter und zerstörten deren Abbilder und Denkmale. Wohl aus diesem Grund entlud sich der der Zorn der Wenden am ersten Bauplatz des Klosters in Althof zur Tötung seiner Bewohner und Zerstörung aller Einrichtungen.
Es war zunächst die Einfachheit und nicht der spätere Prunk der entsprechend des Lebensmottos der Zisterzienser auch die Ausstattung der Kirchen bestimmte. Anfänglich in der geläufigen Holzbauweise gefertigt sah man in der Folge häufiger Bauten aus Felsen oder Kombination aus beidem. 1232 wurde die erste Kirche geweiht. Ein bedeutend kleinerer im romanischen Stil erbauter Vorläufer wurde durch Blitzeinwirkung stark beschädigt. Unter Einbeziehung der verbliebenen Teile dieser Kirche wurde die neue, heutige Kirche, das Doberaner Münster, etappenweise in einer Bauzeit von ca. vierzig Jahren erbaut. Durch die eindeutige Feststellung des Alters der Dachkonstruktion mit dem Jahr 1296, wird von einem Baubeginn ca. 1280 auszugehen sein.
Schon bald nach seiner Stiftung umfasste es einen Bezirk, mit den heutigen Kirchspielen Parkenthin, Rethwisch, Doberan, Steffenshagen und Kröpelin. Im 14. Jahrhundert übte die Abtei bereits über neun Kirchen das Patronat aus. So war das älteste Kloster Mecklenburgs in Doberan zur glanzvollsten geistlichen Stiftung im Lande geworden. Die Hauptkirche, das Münster des Klosters Doberan, mit seiner an kirchlichen und weltlichen Symbolen reichen Ausstattung, entwickelte sich zu einem bedeutenden Walfahrtsort in Nordeuropa. Kirchliche und weltliche Macht widerspiegeln die Beisetzungen vieler gekrönter Häupter aus den verschiedensten Linien und legen ihrerseits großes Zeugnis von der kirchlichen und weltlichen Verbundenheit und Einigkeit ab. Neben der baulichen Mächtigkeit war mit dem Kloster und seinem Münster ein beeindruckendes Machtsymbol entstanden.
Betrachten wir die Entstehung und Ausbreitung der Zisterzienserklöster in Europa so ist die rasche Folge auffallend. Gleichzeitig schritten die Kirchengründungen von West nach Ost voran. Das Kloster schickte seine fähigsten Mönche in die Kirchen in denen sie die ersten Priester waren. Die Zahl der Kirchen hatte sich im 13. Jahrhundert sehr vermehrt. Es waren zunächst Gebäude aus Holz, mit Stroh- oder Reeddächern gedeckt oder bestenfalls in der Bauweise des damals moderneren einfachen Fachwerks gefertigt. Die Fachwerke wurden durch Lehm-Stroh-Gemisch ausgefüllt.
Wer waren die Zisterzienser?
Der Zisterzienser-Mönch war eine Zusammensetzung aus Bauer, Ökonom und Geistlichem. Von jeher zeichnet sich der Orden durch Häuslichkeit und Arbeit, durch Beförderung alles Nützlichen und eine weise Ökonomie aus. Das in fürstlicher Hand liegende Bücherabschreiben war den Mönchen nur gegen eine besondere Erlaubnis des General-Kapitels gestattet, ebenso verbieten die ältesten Institutionen von Zisterz, dass die Mönche nicht von fremdem Schweiß und Verpachtung ihrer Güter leben sollten, sie befahlen ihnen vielmehr, ihren Unterhalt durch eigener Hände Arbeit zu beschaffen. Ora et labora (Bete und arbeite) war das Leitmotiv der Zisterzienser.
Straff organisiert bildeten die Zisterzienser unter allen Mönchsorden als erste eine förmliche Vereinigung aller ihrer Klöster. Mit anderen Worten, sie bündelten ihre Fähigkeiten und pflegten konsequenten Erfahrungsaustausch. Mittel zur Umsetzung dieser Vorhaben waren die Visitationen. Regelmäßig visitierte das Mutterkloster die Nebenklöster und das General-Capital erhielt und behielt die Aufsicht über das Ganze. Bald erkannten die herrschenden, wendischen Fürsten, wie geeignet der Zisterzienserorden zur Bekehrung ihres heidnischen Landes war und unterstützten die Entwicklung durch großzügige Landschenkungen und weitere Klostergründungen. Im zwölften Jahrhundert wurde es ordentliche Mode, Klöster dieses Ordens zu stiften, ganz besonders in den wendischen Ländern Mecklenburg, der Mark Brandenburg und Pommern. Beispiele für weitere Klostergründungen in der weiteren Nachbarschaft des Klosters Doberan sind Dargun, Dobbertin oder Rühn. Die Errichtung kleiner und größerer Kirchen geschah in konsequenter rascher Folge in den eben erworbenen Siedlungsgebieten und ermöglichten, modern gesprochen, die netzwerkartige Verbreitung und Festigung des christlichen Glaubens.
Das Kloster mehrte seinen Besitz und gewann an Bedeutung
Einfluss und Reichtum des Klosters ergänzten einander und waren wohl genutzte Triebkräfte des Erfolges. Allerdings war der Wert der Stiftungsgüter nicht übermäßig groß, sondern wurde den Landesherren erst durch die Mönche nutzbar. Spätestens nach einigen Generationen stand die, dem Kloster geschenkte Wüstenei, als ein blühender Landstrich voller christlicher Dörfer da.
Dass die Zisterzienser-Mönche von jeher auf den eigenen Gütern abgabenfrei lebten, beförderte ihren Antrieb nicht wenig. Daneben waren es die baren Erlegnisse aus dem schwunghaften Handel mit allen Produkten und sogar der Zugriff auf Zolleinnahmen aus dem überaus üppig florierenden Herings- und Salzhandel. Handelsrecht in Rostock stand dem Kloster zu.
So besaß es sehr viele Mühlen, Salzquellen, Beteiligung an Leih-und Tauschgeschäften und Privilegien innerhalb und außerhalb seines Amtsbereiches, beispielsweise das allgemeine Strandrecht und den Zugang zu Fang und Transport des Herings. Manche Schuld einiger, über ihre Verhältnisse lebenden, Schuldner wurde durch Landüberlassung an das Kloster getilgt. Wir sehen, dass die Mönche längst ursprüngliche Tugenden der Einfachheit aufgegeben hatten und sich gleichzeitig durchaus auf Geld- und Immobiliengeschäfte verstanden.
In späteren Zeiten gelang es dem Kloster, weniger durch Schenkungen, als viel mehr durch eigene Tüchtigkeit zu einer Mehrung des Reichtums zu kommen. Die Schreibkundigkeit und das kaufmännische Wissen sowie gute Kenntnisse im Geldverleih und Beteiligungen an Finanzgeschäften brachten zusätzlich hohe Gewinne ein. Die Mönche waren perfekt in der Schreibkunst und der Anfertigung von Urkunden. So widerstanden sie der Versuchung keinesfalls, gelegentlich Manipulationen von Urkunden zum eigenen Vorteil vorzunehmen, die vielfach bewiesen sind. Urkunden, in denen von Schenkungen an das Kloster die Rede ist, sind im Nachhinein so manches Mal manipuliert gewesen.
Die Landesherren erkannten sehr früh die Bedeutung des Klosters für die umfassende Hebung des gesamten Lebensbereiches und ihren eigenen Nutzen. Sie waren allzeit Förderer auf ganzer Linie. Der Reichtum und die Bedeutung der Doberaner Abtei findet vor allem Ausdruck in den Gebäuden, die in dreieinhalb Jahrhunderten vor der Reformation entstanden und zum Teil bis heute erhalten sind. Erinnert sei an die zahlreichen überaus aufwändigen Bauten der Backsteingotik. Der gesamte Klosterbezirk ist von einer 1400 Meter langen Mauer aus dunkelrotem Backstein umgeben. Der Ziegelverband und die Farbe lassen die Entstehung im 13. Jahrhundert erkennen.
Die Zisterzienser-Mönche hatten den Christenglauben im Wendenlande begründet und gefestigt, das geistige Leben gefördert und das Kloster Doberan zu einem geistlichen Mittelpunkt über Deutschland hinaus in Nordeuropa werden lassen. Die ewige Dankbarkeit für die Verbindung zwischen der weltlichen und geistlichen Macht wird für immer bekundet durch das Wappen des Fürsten von Mecklenburg an dem Gewölbe über dem Hochaltar des Münsters.
Auch war es im 13. Jahrhundert die Überführung des Leichnams des unvergessenen Landesfürsten Pribislav aus der Michaeliskirche in Lüneburg, die das Doberaner Kloster in seiner Bedeutung erhob. Es war zum Hauptkloster aufgestiegen und fortan die Begräbniskirche der Landesfürsten.
Es ist wohl nicht unbescheiden, wenn man mutmaßt, dass die Bewohner der Dörfer, die sich fast gleichzeitig um dieses stolze markante Bauwerk ansiedelten, in irgendeiner Weise einbezogen waren. Obwohl die Baustellen dieser Größe zu der Zeit über gut organisierte und speziell ausgebildete Bauleute verfügten, gab es natürlich einen großen Anteil an einfacheren Arbeiten. Weil nur die Bauern über Zugvieh, wie Ochsen und Pferde verfügten, werden die Hand- und Spanndienste in Anspruch genommen worden sein. Daneben boten die klostereigenen Ziegeleien, Wassertechniken, und Fischzuchtanlagen, die Mühlen und Schmieden sowie die Obstbaum-und Bienenzucht einen immensen Arbeitskräftebedarf. Die besondere Beziehung unseres Dorfnamens zur Glasherstellung ist im Artikel beschrieben. Durch die Zisterzienser entstanden unseren Vorfahren die Gewißheit, einen kleinen Teil irgendeiner Mitwirkung an diesem großen Werk zu haben. Die Gesamtleistung des Wirkens der Mönche drückt sich am besten in dem oft zitierten Spruch aus: Unter dem Krummstab ist gut leben!
Quellen: G.C.F. Lisch; [13]
Artikel aktualisiert am 07.12.2024