Kirchspiel Steffenshagen

Vorbetrachtung

Der christliche Glaube hatte für unsere Vorfahren eine weitaus größere Bedeutung als für die Menschen heutzutage. Der Beschluß zur Verbindlichkeit des evangelischen Glaubens anstelle des katholischen in Mecklenburg wurde 1549 auf dem Landtag in Sternberg besiegelt. Es sind die amtlichen Bekenntnisse des neuen reformierten Glaubens: Der kleine Katechismus, die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis und das Heilige Sakrament der Taufe, nun fortan maßgebend.

Neue Gebete und Lieder fanden in die evangelischen kirchlichen Handlungen und hielten nun zunehmend in deutscher Sprache Einzug in alle Gotteshäuser. Für die Gemeindeglieder waren es vor allem die ganz persönlichen Anlässe wie die Taufe, Konfirmation, Eheschließung, letztlich die Beisetzung, die im Kreise der Gemeindeglieder in den Räumen der Kirche gefeiert wurden und werden. Eigentlich die Höhepunkte im Leben der Menschen bis zur Würdigung des Todes jedes Menschen. Auch war es nun selbstverständlich geworden, den sonntäglichen Gottesdienst vor allem die erwähnten Feiern im Kreise der Familie gemeinsam mit der Glaubensgemeinde und dem Prediger in der Kirche zu begehen. Regelmäßige Andachten wie die Beichte und das Heilige Abendmal und vor allem die Oster,- Pfingst- und Weihnachtfeiern. Schlechthin war der ganze Sonntag ein gesetzlicher arbeitsfreier Tag der zwingend als solcher einzuhalten war. Die Zeiten des Gottesdienstes waren besonders geschützt und wurden zur Wahrnehmung des Kirchenbesuches von jedweder anderen Tätigkeit freigehalten . Nur höchst selten ließen Kirchenordnungen Ausnahmen zu. So wurde 1854 eine begründete Ausnahme erlassen.

Herzogliches Edikt zu Sonntagsarbeit von 1854

Die jährlichen Feiern aus Anlaß des Erntedankes hatten und haben in ländlicher Gemeinde besonderen Wert. Die Verbindung einer guten Ernte mit dem Segen Gottes gehörte und gehört zu den wenigen noch zeitgemäßen Zusammenhängen, die allgemein aktzeptiert werden. Auch die persönliche Hinwendung und Unterstützung besonders zu den schwächsten Gemeindegliedern, den Kranken und sozial schlechter Gestellten gehört, nach wie vor zu allgemein anerkannten Leistungen einer funktionierenden christlichen Gemeinde. Allgemein jedoch ist die Zahl der bekennenden und praktizierenden Christen leider schon sehr lange rückläufig und die Wahrnehmung kirchlicher Gottesdienste und Angebote geschieht nur noch durch einige wenige Kirchenglieder regelmäßig, durch andere sporadisch und durch Viele gar nicht mehr. An bestimmten Tagen allerdings ist der Besuch über das Fassungsvermögen des Kirchenraumes hinausgehend. So werden die jährlichen Weihnachtsandachten wegen des hohen Zuspruches manchmal an zwei Terminen, oft vor vollem Hause gefeiert. Vielfach wegen des feierlichen Erlebnisses, der schönen Kindheitserinnerung oder um der Kirche nicht ganz und gar den Rücken zu kehren.

Die Kladde des Pastors in der Steffenshäger Kirchenchronik aus dem Jahr 1933 nennt vielleicht sogar unbewußt die größte Zahl von Gemeindegliedern in neuerer Zeit. Mit der Machtüberhahme der Nazipartei im gleichen Jahr begann die bewußte ideologische Beeinflussung besonders der Jugend zur Abkehr von der Kirche. In die besondere Rolle der kirchlichen Würdigumg zum Totengedenken mag wohl die Ehrung der Gefallenen der Kriege gehören. Zur Besinnung auf gefallene Soldaten gab es in der neueren deutschen Geschichte reichlich Anlass. So wurde neben der allgemeinen Ehrung am Volkstrauertag die namentliche Nennung in und an der Steffenshäger Kirche durch entsprechende Denkmale und Tafeln gepflegt. So befindet sich neben der Ostkirche ein Obelisk mit den Inschriften:

ZUM GEDENKEN ALLEN OPFERN VON KRIEG UND GEWALT
1914 – 1918
1939 – 1945
Die Kirchengemeinde Steffenshagen.
Liebet Wahrheit und Frieden Sacharia 8.19

Die Gefallenen des I. Weltkrieges aus Glashagen

Altschwager, Paulgefallen am 5. April 1917
Gieseler, Otto gefallen am 4. November 1918
Pentzien, Karl gefallen am 25. Juli 1916
Uplegger, Wilhelm gefallen am 21. März 1918
Weitendorf, Fr. gefallen am 8. August 1918
Weitendorf, Hinr. gefallen am 20. Januar 1918
Strübing, Carl gefallen am 7. Oktober 1916
Quelle: Ahnenforschung Ende

Die Kirchgänger der Steffenshäger Kirche 1933 Kladde des Pastors

Dabei hatte Kirche als Institution gerade auch in Person der jeweiligen Predigers (Pastoren) auf grund der Bürgernähe hier auf dem Lande besondere Bedeutung. Immerhin war seit den Anfängen bis in die 30-er Jahre des 20. Jahrhundert noch fast jeder Einwohner christlich getauft oder Angehöriger einer anderen Glaubensgemeinschaft. Zweifellos war es seit der Reformation das ewige christliche Verdienst der Kirche an der schulischen Bildung, indem sie die ersten einfachen Landschulen durch die Küster in Doppelfunktion als Lehrer betrieb. Bereits ab dem 17. Jahrhundert wurden die Kinder vordergründig an die Religion herangeführt und ihnen deshalb das Lesen beigebracht. Zweifellos eine der größten allgemeinen Leistungen, durchgeführt durch die Küster in einfachsten Schulen. Wenngleich der vermittelte Unterricht zunächst ausnahmslos den Zweck hatte, das Lesen des Gesangbuches und des Neuen Testamentes möglich machen. Das allgemeine Bekenntnis zum Glauben und das Leben im Alltag mit dem Glauben und der regelmäßige Kirchgang waren immerhin mehrere Jahrhunderte fester Bestandteil und allgemeines Bedürfnis des täglichen Lebens unserer Vorfahren.

Die Gemeindebildung und Bau der Kirchen

Die Christianisierung unseres bis dahin von Slawen/Wenden bewohnten Landes war der eigendliche Grund seiner Eroberung und Besiedelung. Das eroberte Land mußte besiedelt und die zu schaffenden Siedlungen mit christlich getauften seßhaften Menschen besetzt werden. Vorausgegangen waren die Zisterzienser Mönche mit der Gründung des Klosters zunächst in Althof und später Doberan. Christliche Bauern und Handwerker von westlich der Elbe aus Deutschland, Friesland, Franken sowie dem Rheinland und Dänemark folgten dem Ruf des Zisterzienserklosters und siedelten im Gebiet auch und besonders im heutigen Amt Doberan.

In rascher Folge kam es zu neuen Dorfgründungen inmitten der vorhandenen slavischen Orte. Als 1192 dem Kloster das Gebiet am Doberbach bis zur Ostssee hin übergeben wurde, bestanden hier zwölf Dörfer mit wendischen Namen mit zunächst wendischen Bewohnern. Manche slavischen Ortnamen wurden späterhin im Zuge der Bevölkerungsvermischung geändert. Beispielsweise wurde bereits 1209 Ivendorf aus Domastiz und Dietrichshagen aus Bruze. Gleichzeitig gab es noch weiterhin rein wendische Dörfer. Durch die christliche Taufe der Wenden wurde die Bekehrung vorgenommen. Der gemeisame Glaube war letzlich die Bedingung für das hauptsächlich friedliche Nebeneinander der beiden Kulturen. Verkünder des Glaubens waren die Mönche des nahen Klosters Doberan. Orte der Verkündung waren die Kirchen, so war der Kirchenbau zunächst ein Schwerpunkt des Wirkens der Mönche. Man setzte äußere Zeichen des Christentums mit den weithin sichtbaren Türmen der Kirchen als Künder der göttlichen Herrlichkeit und Herrschaft. So entstanden die Kirchen in Kröpelin, Parkentin, Rabenhorst und unsere Kirche in Steffenshagen in rascher Folge.

Am Anfang war es üblich eine kleine hölzerne Kapelle für die Andachten und vor allem für die Taufen der slavischen Bewohner zu bauen. So entstand später, im Jahr 1270, unter der Aufsicht der Mönche des Zisterzienserklosters eine der prächtigsten die Kirche in Steffenshagen. Hier, später zur Zeit der Backsteingotik, in einer bemerkenswert aufwändigen Gestaltung in einem relativ kleinen Dorf. Ein kleiner Friedhof, der noch heute genutzt wird, umschließt die Kirche und dient nur noch sehr wenigen Glashäger Familien als letzte Ruhestätte.

Die Mönche waren nicht nur die maßgeblichen Erbauer der Kirchen sondern auch die ersten Prediger. Der Bauplatz der Steffenshäger Kirche befindet sich, wie häufig auch anderenorts an einem erhöhten Platz innerhalb des relativ großen Straßendorfes, auf einer Kreuzung mit direkten Wegeanbindungen in alle vier Himmelsrichtungen. Sie führten seit Jahr und Tag direkt zu den Orschaften, die dem Kirchsprengel angehörten. Häufig wurden die Kirchen auf genau die Plätze gebaut, die den haidnischen Wenden als Kultstätten gedient hatten. Das hatte bewußt etwas symbolhaftes, wohl auch herrschsüchtiges und mag oftmals den Zorn der vormaligen Anhänger haidnischen Glaubens geschürt haben. Tragisches Beispiel in nächster Nähe, war die Zerstörung des Sitzes des ersten Zisterzienserlosters in Althof. Die Tötung des Abtes und aller Mönche sowie die Vernichtung aller klösterlichen Einrichtungen auf einer bedeutenden haidnischen Platz ging auf den Groll erzürnter Wenden zurück. Welche Wirkung wird dann der Wiederaufbau eines neuen prächtigeren Klosters an fast gleicher Stelle auf die Menschen gehabt haben. Überall setzte sich der Siegeszug der Christianisierung fort.

Ansicht der Steffenshäger Kirche von 2009
Beschreibung der Bauweise der Kirche Steffenshagen

Die Kirche ist eine der allerstattlichsten frühgotischen Backsteinbauten aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Nur ganz im Allgemeinen erinnert noch die Wuchtigkeit der Verhältnisse und Formen an den romanischen Stil. Die Einzelbildungen folgten bereits dem Gothischen Geschmack. Besonders anziehend ist das Bilderspiel in den gebrannten Formsteinen des Chors. Hier finden wir auf drei Aussenseiten von unten bis unter das Dach einen eigenartigen Schichtwechsel der Steine. Auf je drei Lagen gewöhnlicher Steine folgt ein breites horizentales Band von vorgeblendeten Platten, die in gepresstem Flachreliev verschiedene Thier-und Pflanzenbildungen enthalten. Löwen, Tiger, Panther, Greife bilden eins dieser Bänder, Weinranken ein anderes. Beide Bänder wechseln bis oben herauf herauf einander ab, im Ganzen ihrer zehn. Zugleich gibt es dabei einen Wechsel glasierter und nichtglasierter Steine. Besonders reizvoll ist das Formenspiel am Portal des Chors. Unglasierte und schwarzglasierte Steine, ein Kapitelband von den Bildern der zwölf Apostel und vorspringende Lilien im oberen Bogentheil der Laibung, die von einem vorgeschobenen und abgetreppten Mauerkern liegt, geben ein reizvolles Bild im welchen das treffliche Material der Ziegel bedeutend mitwirkt. [30]

Übrigens die Besonderheit der Ziegel findet sich nur noch einmal in der Fassade einer mecklenburgischen Kirche im Dorf Boitin wieder. Hier schmücken sie Teile der Ringmauern. Frühe Untersuchungen haben ergeben daß sogar die selben Formen zur Fertigung der Ziegel verwendet wurden. [13, Bd. 27, 1862]

Der im Osten glatt abschliessende einschiffige Chor mit seinem bedeutend langem Mittelschiff enthält kaum noch Anklänge an an die alte Zeit. Der neu aufgebaute Turm hat eine gewisse Zierlichkeit. Er besitzt nicht jene monumentale Wuchtigkeit, die den Poeler, Alt- Gaarzer, Neukircher Turm auszeichnet. An der Nordwand des Chors ist eine Sakristei angebaut. [30]

Besonders ist auch die sog. Priesterpforte an der Südseite des Chores. Auch hier wieder der Wechsel zwischen unglasierten und glasierten roten und schwarzen Formziegeln. Aus der spätromanischen Periode rührt die Kreuzigungsszene im Inneren der Kirche her. Das alte Taufbecken, mehrfach restauriert, ist angeblich älter als die Kirche. Die Kanzel und der Altar von 1440 mit seinen geheimnisvollen gut erhaltenen Heiligenfiguren sind neben einigen sehenswerten Grabplatten und dem Kruzifix solide Sehenswürdigkeiten. Die Bemühungen vieler Kirchen, duch eine Teilung des Innenraumes diesen ganzjährlich vielfältiger nutzen zu können sind hier im besonderen Maße gelungen. Eine architektonisch und optisch gefällige Konstruktion stellt ein heizbarer Funktionalraum im Inneren der Kirche dar. Das Hamburger Architekturbüro Johannsen wurde dafür von der KiBa Hannover (Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler) mit einem 1. Preis ausgezeichnet. Diese Kirche ist für viele Menschen unter der Zahl der norddeutschen Backsteinkirchen zu Recht eine ganz besondere.


Neben denen aus den übrigen Dörfern des Kirchspiels, gehörten die Bewohner von Glashagen Dorf und Hof, wie wir annehmen, seit jeher zum Kirchspiel Steffenshagen bereits seit Gründung der Kirchgemeinde im Jahr 1270.

Alle vorhandenen Kirchenbücher und besonders die vorliegenden sogenenannten Beichtkinderverzeichnisse lassen diese Annahme zu.

1751 nutzte der damalige Pastor vom Kirchspiel Steffenshagen die Erstellung von Beichtkinderverzeichnissen gleichzeitig, um seine wirtschaftliche Situation darzustellen:

  1. Diese Pfarre kann sich rühmen des Patronats Sr. Herzogl. Durchl. unsers gnädigsten Landesherren.
  2. Der Prediger an diesem Ort ist Johann Christian Holstein, vociret Ao 1715.
  3. Die eingepfarrten Höfe und Dörfer sind folgende: als der Herzogl. Hof Vorder Bollhagen, Hinter Bollhagen und Glashagen Der eingepfarrten Dörfer sind überhaupt 7ben:
    1. Das Herzogl. Dorf Ober und Nieder Steffenshagen. Ober Steffenshagen bestehet an jetzo aus 7 Vollhüfnem, 2 Cossaten, 2 Handwerkern, als einem Schneider und 1 Weberswitwen und einem Einlieger im Witwen-Hause.
      NB. Der Schmied ist mit zu den Cos säten gerechnet.
    2. Nieder Steffenshagen bestehet aus 6 Vollbauren, 2 Cossaten und 1 Weber, der Müller ist mit unter den Bauren zu zählen und Herzogl. Unterthan.
    3. Das Herzogl. Dorf Redlich, darin wohnen 7 Voll- und 3 Halb-Hüfner, 2 Weber und etl. Einlieger.
    4. Das Herzogl. Dorf Stülow. Darin sind 5 Vollbauren, 5 Cossaten, 1 Weber und etl. Dröscher. Ohnweit Stülow ist eine Mühle, die Badamihle genannt:
    5. Der Müller ist ein Freymann und heißt Sihmsen.
    6. Das Herzogl. Dorf Glashagen, darin wohnen 4 Vollbauren, ein Schäfer und 1 Dröscher.
    7. Das Herzogl. Dorf Wiffenbek, darin 5 Vollbauren, 1 Rademacher und Einlieger.
    8. Das Herzogl. Dorf Baur- oder Hinter-Bollhagen, da vor Alters eine Capelle gestanden, davon die rudera noch zu sehen. Darin 1 Vollbaur, 4 Cossaten und ein Einlieger wohnet. Eine kleine Distance davon, zu Felgen, wohnet der Strandreiter Hardnak, auch ein Herzogl. Unterthan.
    9. Das Herzogl. Dorf Brodhagen, darin ein kleiner Hof, welchen Hinr.Schumacher bewohnet, darin 3 Bauren, 8 kleine Cossaten, 1 Ziirmermann und Dröscher wohnen, welche zum Theil nach Dobber an, zum Theil nach Vorder Bollhagen zu Hofe dienen.
  4. Gewisse jährl. Geldhebungen sind bei dieser Pfarre nicht, außer die 4 Kthl Hausmiete, so gibet,der im Witwen-Hause wohnet, dabei ein kleiner Küchengarten am Kirchhofe, etwa von einem Scheffel Saat Acker.
  5. Das Vier Zeiten Geld wird bei dieser Pfarre nicht gegeben, sondern der Prediger bekömmt nur, wenn er auf Michaelis im Kirchspiel umbfährt, von einer jeden Person, die zum Abendmahl gehet, einen Schilling, welches, weil die Pensionarii und ihr Gesinde, auch die auf dem Altenteil wohnen nichts geben, ohngefähr 1o Rthl bringet.
  6. An Wurst und Eiern von denen Höfen und Bauren bringet etwan 5 Rthl. Die beiden Bollhagen geben jährl. auf Ostern eine halbe Seite Speck. Die Schäfer geben ein Schock Schafskäse.
  7. An Mißkorn wird auf Michaelis aus dem ganzen Kirchspiel von Höfen und Dörfern gesammlet 5 Drönbt und 2 Scheffel an Rocken.
  8. Der Pfarracker soll vermöge Visit.Protocolli sein eine Hufe, jährl. nicht mehr gesäet »erden als 5 bis 6 halb Drömpt an Rocken, 9 bis 11 Scheffel an Gersten, 2 bis 3 Scheffei Erbsen. Weil der Acker wenig und dazu schlecht: das übrige an Haben [Hafer]. Es haben die vorigen Prediger mit denen damaligen Pensionarien als nane Anverwandten ohne Herzogl. Consens die Kirchenäcker so, wie sie einem jeden hahegelegen vertauschet, mit der Zeit aber, da die Verwandten gestorben, haben die Pensionarii den Hofacker wieder zu sich genanten, wie denn auch nach 18 Jahren etl. Drönbt Acker, so für undenkl. Jahren auch bei der Pfarre gewesen und an der Seite des Pfarrackers lieget, gewaltsamer Weise auch abgenommen worden, deswegen alle Jahre viel Sommerkorn in meiner Haushaltung zukaufen und mein Altargebühr dazu anwenden muß. Es hat zwar die Kirche noch eine halbe Hufe beim Glashagen, weil sie aber sehr weit von der Pfarre und in der Längde an der Seiten an der dortigen Herzogl. Wildbahn und an der andern Seite an der Glashäger Weide grenzet, hat der Priester wenig Nutzen davon.
  9. Die Heuwerbung bringet etwa 3, höchstens 4 Fuder, daher alle Jahre zukaufen muß.
  10. Die Obst- und Küchengarten machen etwa einen Raum von 3 Scheffel Saat Acker
  11. Die Kirchenrechnung zu führen, bekömt der Prediger jährl. 2 Rthl.
Joh. Christ. Holstein Past. Steffenshagen

Aus der Mitgliedschaft im Kirchsprengel Steffenshagen erwuchsen selbstversändlich auch für das Dorfgemeinde Glashagen einige Verpflichtungen, die im Protokollbuch der Gemeinde Glashagen – hier sinngemäß wiedergegeben – beschrieben wurden:

Im Januar 1900 kam in der Dorfversammlung die Anschaffung einer neuen Orgel für die Kirche in Steffenshagen zur Sprache, an der sich die hiesige Gemeinde mit einem Beitrag von 108,33 Mark beteiligen solle. Die eilige Zustimmung wurde unmittelbar zurückgenommen.

Im Juni berät man über einen Brief vom Großherzoglichen Amte Doberan. Danach beteiligt sich mit einem Anteil des Steuerfußes, wie er von den Gemeinden des Kirchspiels Steffenshagen allgemein aufzubringen sei. Hier handelt es sich um einen Betrag von 1.500 Mark, der einstimmig abgelehnt wurde. Am 14. Juni 1900 gab es noch eine abschließende Dorfversammlung zum Thema, deren Protokoll wörtlich wiedergegeben wird:

In der heutigen Dorfversammlung, welche im Schulzenhause zu Glashagen abgehalten wurde, haben sämtliche Mitglieder erklärt, daß sie für die Orgel zu Steffenshagen statt 1500 Mark die Summe von 2000 Mark bewilligen wollen, da wir in Erfahrung gebracht haben, daß alle Ortschaften in der Gemeinde Steffenshagen sich bereit zur Bezahlung erklärt haben, so wollen wir uns allein nicht zurück ziehen.

Die entscheidenden Gesetze und Ordnungen bis hin zu dörflichichen Nachrichten und Anordnungen erfuhr der „gemeine Mann“ zuerst und wiederholt von der Kanzel durch den Prediger. Manche Ermunterung und Ermahnung zu deren Befolgung zugleich. Die Kirchentüren dienten regelmäßig zur Aufnahme aller entsprechenden gleichlautenden Anschläge. Zweifellos waren die gutbesuchten Kirchen mit ihren regelmäßigen Gottesdiensten auf dem Land bestdenkliche Kommunikationspunkte.

Trotz regelmäßiger sonntäglicher Gottesdienste ist die Zahl der Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Beerdigungen, die von Glashägern in der Steffenshäger Kirche gefeiert werden klein geworden aber es gibt sie noch. Die früheren Zeiten des ausnahmslosen kirchlichen und weltlichem Zusammenwirkens sind lange vorbei. Zu alldem ist nicht mehr nur allein die Kirche autorisiert.

Ausführlich ist die Geschichte des Kirchspiels in der von Ulf Lübs verfassten Chronik von Reddelich beschrieben. Reddelich gehört gleichfalls zum Kirchspiel Steffenshagen.

Artikel aktualisiert am 27.04.2024