Die Gesamtzahl beträgt 182 bestehend aus: 53 Männern, 68 Frauen, 61 Kindern; davon 35 Jungen und 26 Mädchen. Zum evangelischen Religionsverhältnis gehören 159 Personen, zum katholischen 23. [48]
Verteilung der Umsiedler nach Herkunft
Ostpreußen: 55 , Schlesien: 25, Westpreußen: 39, Sudetenland: 8, Pommern: 28, Warthegau: 14, übrige Teile 13 Personen. [48]
Zu der Zählung muß man sagen, dass es sich um diejenigen Menschen handelt, die sich entschlossen hatten zumindest zeitweilig „sesshaft„ zu werden. Im Übrigen herrschte ein gewisses Kommen und Gehen. Niemand weiß, wie viele Menschen im Zeitraum seit Beginn der „Flucht“ ca. Mitte 1944 insgesamt in unserem Dorf waren. Der Scherpunkt des Zustroms der Flüchtlinge begann im Winter/Frühjahr 1945. Am 06. März 1945 weist das damals in Doberan geführte Meldebuch [01] allein für das Schulhaus 34 Personen- Einweisungen aus, die sicherlich im Klassenzimmer und auf dem Boden ihre erste Bleibe und ein Dach über dem Kopf gefunden hatten. Eigentlich in alle Häuser wurden sehr viele zusätzliche Bewohner eingewiesen. Die Flüchtlinge brachten in ihrer persönlichen Not allein durch ihre unverschuldete Anwesenheit schon durch die Enge viele Probleme ins Dorf. Die Menschen waren allgemein überfordert. Vielerorts waren die eigentlichen Haushaltsvotstände, die Männer im Krieg. Solidarität und Ablehnung gingen gleichzeitig einher und es sollte dauern bis man sich eingelebt hatte – so auch in Glashagen.
Gleichzeitig lebten in Glashagen 135 Einheimische zusammen mit 182 Flüchtlingen, wie sie damals noch genannt wurden, die Einwohnerzahl hatte sich mehr als verdoppelt auf insgesamt 317 Personen.[48] Wohnraum wurde am dringendsten gebraucht. An Neubau war wegen des fehlenden Materials nicht zu denken. Es ging vielmehr darum die vorhandenen Räumlichkeiten herzurichten, lange nicht mehr oder noch nicht bewohnte Räme bewohnbar zu machen und für Heizung zu sorgen oder kleine Kochstellen zu bauen. Alle satt zu machen. Darauf richteten sich alle Anstrengungen.
Das war die Situation im Dorf – mit möglichen Rückschlüssen unsererseits und einer Ahnung auf die Befindlichkeit der Menschen.
Der 1. Bürgermeister Friedrich Niemann schreibt dazu in einem Bericht wörtlich:
„Mangels Material konnte der Wohnungsausschuss bisher nicht in dem gewünschten Maße arbeiten auch nicht so wie vorgesehen war. Es ist beabsichtigt, die Wohngelegenheiten von Umsiedlern zu verbessern bzw. neu zu schaffen. Verbesserungen des Wohnraumes durch Einbau von Öfen ist zum größten Teil durchgeführt.“
Dem Lehrer Erich Schönfeld [48] verdanken wir eine wohl seltene Untersuchung über die Verbreitung der plattdeutschen Sprache unter den Schülern 1947:
46% sprechen, 71% verstehen, 30% sprechen zu Hause durchweg, 10% sprechen gelegentlich die plattdeutsche Sprache. Es gibt später leider keine weiteren Erhebungen zu diesem Thema.
Viel früher wurde durch den Historiker Ernst Boll bereits in den 1860er Jahren geschrieben dass die allmähliche Verdrängung der plattdeutschen Mundart durch die hochdeutsche eine Angelegenheit der Reformation sei. Plattdeutsch war bis dahin allgemeine Schrift-und Umgangssprache in Mecklenburg gewesen. Seit Anfang des 16. Jahrhunderts fand die hochdeutsche Mundart schon in der Regierungskanzlei durch ausländische Räthe und Beamte Eingang. Allgemeinere Verbreitung erhielt sie erst nach der Einführung der Reformation durch die vielen sächsischen und thüringischen Prediger, Schullehrer und Kantoren, die von dieser Zeit an in großer Zahl in Mecklenburg angestellt wurden. Doch ging es mit der Einbürgerung der neuen Mundart so langsam, daß selbst in Rostock zu Anfang des siebzehnten Jahhrhunderts noch plattdeutsch gepredigt wurde. [66]
Artikel aktualisiert am 16.12.2024