Über das Entstehen dieser Häuslerei haben wir eine Reihe ausführlicher Angaben aus Sitzungsprotokollen der Gemeindeversammlung, die wegen ihrer Beispielhaftigkeit hier ausführlicher wiedergegeben werden sollen.
1925, 5. August. Zur Verhandlung stand der Antrag vom Maurer Friedrich Niemann zur Überlassung durch Kauf aus Gemeindeland einer Siedlungsparzelle zum Aufbau einer Häuslerei am Reddelicher Weg. Folgender Beschluß wurde gefaßt: Maurer Friedrich Niemann erhält 90 Ruthen Acker aus den Ackerstücken 32, 33 und 34. Bezahlt die Quadratruthe mit 3,00 Mark. Das Kaufgeld soll als erste Hypothek im Grundbuch eingetragen, zu verzinsen mit 5 Prozent vom 1. Januar 1926 ab. Sonstige bei dem Kauf entstehende Unkosten zahlt Käufer allein, z. B. Vermessung, Beglaubigung des Vertrages und sonstige nicht voraus gesehene Unkosten. Das Geld kann in den ersten 12 Jahren von Seiten der Gemeinde nicht gekündigt werden. Unterschriften: H. Griese, H.Heiden, J. Gieseler, H. Roß und L. Niemann.
1925, 31. Oktober. Erneuter Sitzungspunkt sinngemäß. Der Doberaner Beamte, der die Zusammenlegung der drei Teilflächen aus dem Beschluß amtlich beglaubigen soll, erkennt es so nicht an und will Neuvermessung. Die Dorfvertreter bleiben standhaft, das Dorf heißt den Beschluß vom 5. August abermals gut und wiederholt ihn. Der Landdrost als höchster Amtsvertreter wird eingeschaltet und der Kaufvertrag wird am 29. März 1926 so wie ursprünglich gewollt, bestätigt. Friedrich Niemann kann seine Häuslerei bauen.
1927, 13. April. Die Tagesordnung umfaßt als einzigen Punkt die Rechnungsablage für den Zeitraum 1. April 1926 bis 31. März 1927 im Kassenbuch des Dorfes . Die Einahmen und Ausgaben der Jahresrechnung weisen einen Minusbetrag von 182,46 Mark aus. Zu damaliger Zeit ein sehr sehr peinlicher Beweis für schuldhaftes schlechtes Wirtschaften einer Gemeinde. Noch einmal soll die Häuslerei Nr. 2 eine Rolle spielen und gewissermaßen die Gemeinde retten. Im Originaltext des Sitzungprotokolls heißt es:
Außerdem besitzt die Gemeinde an Vermögen 300 Goldmark als Hypothekeneinlage in Häuslerei Nr. 2 zu Dorf Glashagen. Der ?? könnte entlastet werden zur Deckung des Fehlbetrages und wieder Geld in der Kasse zu erhalten, wurde beschlossen, den Niemannschen Grundschuldbrief laut 300 Mark bei dem Reddelicher Spar- und Darlehenskassenverein zu hinterlegen als Sicherung und von dort dann Geld zu erhalten.
Aus Protokoll GV 13. April 1927
1945 im Mai: Rechtsanwalt Knaak aus Bad Doberan und ein russischer Major setzten Friedrich Niemann zum sofortigen Termin als Bürgermeister der Gemeinde Dorf und Hof Glashagen ein.
Die Häuslerei erscheint ab 1927 in Statistiken. Erbauer Maurer Friedrich Niemann, der als Erstbewohner mit Familie in die Häuslerei einzieht, danach Familie des Gärtners Hans Georg Niemann. In diesem Zusammenhang steht eine interessante Geschichte. Friedrich Niemann war der erste Bürgermeister für das Dorf und den Hofes Glashagen nach Kriegsende 1945. Eingesetzt von sowjetischen Militäradministration arbeitet er erfolgreich in der wohl allerschwersten Zeit seit Bestehen der Gemeinde Glashagen. Aus dieser Zeit wird im Zusammenhang des Artikels „Umsiedler Mai 1945“ berichtet
Artikel aktualisiert am 13.11.2023